Was genau ist ein Reverse IPO?
Ein Reverse IPO (Initial Public Offering) ist eine unkonventionelle Methode für ein privates Unternehmen, öffentlich gehandelt zu werden, ohne den traditionellen IPO-Weg zu gehen. Bei einem Reverse IPO erwirbt ein bereits börsennotiertes Unternehmen (oft eine leere oder inaktive Firma ohne aktive Geschäftsaktivitäten, auch als „Shell-Unternehmen“ bezeichnet) ein privates Unternehmen. Durch diese Transaktion wird das private Unternehmen zum Mehrheitseigentümer des börsennotierten Unternehmens, und die Führung des privaten Unternehmens übernimmt in der Regel die Kontrolle über das fusionierte Unternehmen.
Der Prozess eines Reverse IPO verläuft in etwa folgendermaßen:
- Leeres Unternehmen identifizieren: Ein Unternehmen, das bereits an der Börse notiert ist, wird ausgewählt. Oft handelt es sich dabei um eine leere Firma ohne aktive Geschäftsaktivitäten. Dabei kann zwischen einem Alt-Börsenmantel und einem Neu-Börsenmantel unterschieden werden.
- Einbringung: Das private Unternehmen wird gegen Ausgabe von neuen Aktien in das leere börsennotierte Unternehmen eingebracht. Das (ehemals) private Unternehmen erhält damit die (sehr deutliche) Mehrheit der Anteile am gemeinsamen Unternehmen.
- Kontrollwechsel: Nach der Einbringung übernimmt das privaten Unternehmens die Kontrolle über das gemeinsame Unternehmen, und die Aktien des privaten Unternehmens werden zu den gehandelten Aktien des fusionierten Unternehmens.
- Börsennotierung: Das gemeinsame Unternehmen wird weiterhin an der Börse gehandelt, und das private Unternehmen erreicht dadurch eine Börsennotierung.
Reverse IPOs werden manchmal auch als „Backdoor Listings“ bezeichnet. Diese Methode wird oft von privaten Unternehmen in Betracht gezogen, um den schnellen Zugang zu öffentlichen Kapitalmärkten zu erleichtern, ohne den aufwändigen Prozess eines herkömmlichen IPOs durchlaufen zu müssen. Allerdings gibt es Risiken und Herausforderungen im Zusammenhang mit Reverse IPOs, einschließlich regulatorischer Überlegungen und möglicher Unsicherheiten bezüglich der Finanzstruktur und der Geschäftsqualität des erworbenen Unternehmens.